
WTA Young Professionals Award
WTA Young Professionals Award (YPA)
(früherer WTA-Preis)
Für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege verleiht die WTA International alljährlich anlässlich des WTA-Tages einen Preis an junge Fachleute.
Der WTA Young Professionals Award wird ab 2024 jährlich in drei Kategorien verliehen:
- WTA-YPA Practical für praktische Arbeiten,
- WTA-YPA Educational für Bachelor- und Master-Arbeiten sowie
- WTA-YPA Scientific für Doktor- und Forschungsarbeiten
Die Gewinner des WTA Young Professionals Award (WTA-YPA) erhalten
- die WTA-Trophäe,
- Preisgeld von 500 EUR,
- die Mitgliedschaft in der WTA für zwei Jahre sowie
- die Kostenerstattung für die Teilnahme am WTA-Tag (Reise, Übernachtung und Teilnahmegebühr).
Für den WTA-YPA dürfen sich Bewerber aus Handwerk, Ausführung und Wissenschaft bis zum Alter von 35 Jahren anmelden. Es können Bachelor-, Master-, Diplom- oder Doktorarbeiten, Forschungsergebnisse, Gesellen- oder Meisterprüfungen aber auch Projektbearbeitungen usw. eingereicht werden, die zum Zeitpunkt des Anmeldeschlusses nicht älter als18 Monate sind. Den Preisträgern wird bei der Preisverleihung die Gelegenheit gegeben, in einem persönlichen Vortrag die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit vorzustellen. Außerdem besteht die Möglichkeit zur Publikation eines Artikels in der Bausubstanz oder einer entsprechenden englischsprachigen Fachzeitschrift.
Weitere Informationen finden Sie in den Teilnahmebedingungen.
Verleihung des WTA Young Professionals Award 2024
Verleihung des WTA-YPA 2022
Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege International e.V. verleiht jährlich den WTA-YPA für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Forschung und Praxis der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege.
Der diesjährige WTA-YPA wurde
Herrn Dr.-Ing. Dominik Müller
für seine Dissertation "Probabilistic Assessment of Existing Masonry Structures"
verliehen.
Zusammenfassung
Für die Nachrechnung bestehenden Mauerwerks ist ein Sicherheitskonzept erforderlich, welches die Unterschiede zur Bemessung von Neubauten aus Mauerwerk, wie die Möglichkeit der Materialprüfung, hohe Streuungen der Materialeigenschaften und ein gegebenenfalls reduziertes Zielzuverlässigkeitsniveau, berücksichtigt. Es wird daher eine Methode zur Ermittlung charakteristischer Werte, bauwerksspezifischer Teilsicherheitsbeiwerte und Nachrechnungswerte für die Druckfestigkeit von Bestandsmauerwerk entwickelt.
Hierzu wird zunächst der Einfluss einer räumlichen Streuung der Materialeigenschaften innerhalb einer Mauerwerkswand untersucht: Aufbauend auf experimentellen Untersuchungen an Ziegelmauerwerk wird ein Finite-Elemente-Modell entwickelt, das für Monte-Carlo-Simulationen zur Quantifizierung der Auswirkung räumlicher Materialstreuungen auf die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Tragfähigkeit von Mauerwerkswänden unter Druckbeanspruchung verwendet wird. Die aus kleinen Stichprobenumfängen bei der Materialprüfung resultierende statistische Unsicherheit wird mittels Verfahren der bayesschen Statistik berücksichtigt. A-priori-Verteilungen für die Stein-, Mörtel- und Mauerwerksdruckfestigkeit werden hierzu auf Grundlage einer Prüfdatenbank für bestehendes Vollziegelmauerwerk ermittelt. Die Erkenntnisse münden schließlich in eine praxisgerechte Methode zur Bestimmung von Nachrechnungswerten der Mauerwerksdruckfestigkeit, welche durch Zuverlässigkeitsanalysen validiert wird.
Verleihung des WTA-Preis 2021
Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA) verleiht jährlich den WTA-Preis für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Forschung und Praxis der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege.
Der diesjährige WTA-Preis wurde
Frau Dr.-Ing. Heide Ackerbauer
für ihre Dissertation "Vorhersage feuchteinduzierter Bewuchsentwicklung auf Außenwandoberflächen"
verliehen.
Laudatio
Im Rahmen der technischen Entwicklung von wärmedämmenden Außenwandkonstruktionen, wie z.B. Wärmedämmverbundsysteme stand und steht bislang meist die technische Umsetzung der Standsicherheit und Wirksamkeit der wärmedämmenden Wirkung im Fokus der Untersuchungen. Die gerade bei gut wärmegedämmten Außenwandkonstruktionen und der meist systemimmanenten thermischen Entkopplung der Funktionsschichten oft zu beobachtenden, optisch unschön wahrgenommenen Algen- und Pilzerscheinungen wurden bisher eher als „naturgegeben“ hingenommen. Auch die im Wesentlichen von Herstellerseite angewendete biozide Einstellung der Materialien war und ist durch das Wirkprinzip der Auswaschung und aus Gründen des Umweltschutzes nicht nachhaltig und auch nur zeitlich begrenzt wirksam anzusehen.
In diesem Kontext ist die von Frau Dr.-Ing. Ackerbauer bearbeitete Forschungsarbeit als herausragend anzusehen, da auf diesem Themengebiet der Bauphysik erst eine übersichtliche Anzahl von Arbeiten existieren. Zudem behandeln viele Arbeiten das Thema eher phänomenologisch und mit allgemeiner gehaltenen Empfehlungen. In der Arbeit von Frau Dr.-Ing. Ackerbauer wurde der bisherige Kenntnisstand zur Problemstellung prägnant zusammenfasst und vor allem um eine nun nachvollziehbare Methodik zur numerischen Bewertung der Feuchteeinwirkung von Außenwandoberflächen ergänzt. Hierzu wurden von Frau Dr.-Ing. Ackerbauer zielführende Berechnungen zur Oberflächenfeuchteberechnung an einem instationären Rechenmodell zum gekoppelten Wärme- und Feuchtetransport durchgeführt und durch in der jeweiligen Komplexität gesteigerten Klein- und Großversuchen die Übereinstimmung des entwickelten Modells mit der Wirklichkeit nachgewiesen.
Mit Hilfe der Forschungsarbeit und die als Einzahlangabe „Oberflächenfeuchteintensität t‘w“ abgeleitete Bewertungsgröße eröffnet sich in Zukunft für die Fachwelt die Möglichkeit, die Gefährdung von Außenwandkonstruktion hinsichtlich des Risikos von mikrobiellem Bewuchs detaillierter zu bewerten. In fachlicher Hinsicht ist meiner Ansicht nach das vorgestellte Rechen- und Bewertungsmodell als wesentlicher Kernerfolg der vorgelegten Arbeit anzusehen, da nun die relevanten Einflussparameter und die erzielten Auswirkungen dezidiert in einer Berechnung abgebildet werden können. Neben diesen in der Arbeit ausführlich und zur Nachvollziehbarkeit vorbildlich dokumentierten Fakten war gerade auch die von Frau Dr.-Ing. Ackerbauer gezeigte Einsatzfreude und Wissbegierde, Partnerschaftlichkeit und Hilfsbereitschaft gekoppelt mit einem ausgeprägten Durchhaltevermögen auch bei schwierigen Fragestellungen eine ihrer wesentlichen Eigenschaften.
Als Kollege und Oberingenieur am Institut für Bauphysik der Leibniz Universität Hannover und Mentor habe ich diese Eigenschaften auch bei anderen von und mit Frau Dr.-Ing. Ackerbauer bearbeiteten Aufgabenstellungen als sehr positiv wahrgenommen.
Dr.-Ing. T. Richter
Kurzbeschreibung
Als zentrales Einflusskriterium für mikrobiellen Bewuchs (Algen- und Pilzbewuchs) gilt die an der Bauteiloberfläche vorhandene Feuchtigkeit. Auf Grund der gestiegenen Anforderungen an den energiesparenden Wärmeschutz erhöhte sich allgemein auch der Wärmedämmstandard. Insbesondere bei Außenwänden mit WDV-Systemen wird infolge eines im Vergleich zu ungedämmten Konstruktionen höheren Feuchteniveaus ein verstärkter mikrobieller Bewuchs beobachtet.
In der Forschung und Entwicklung von Außenwandkonstruktionen wurden bereits vielfältige Methoden untersucht, Oberflächenwasseranfall zu reduzieren. So wurden unter anderem auch Ansätze untersucht, Außenoberflächen künstlich zu beheizen. Die bisher angedachten Maßnahmen zur Reduktion des Oberflächenwasseranfalls auf das Niveau ungedämmter, unbewachsener Konstruktionen werden derzeit als unwirtschaftlich eingestuft.
Geeignete Vermeidungsstrategien könnten allerdings dann wirtschaftlich sein, wenn gerade so viel Oberflächenwasser zugelassen wird, dass sich noch kein mikrobieller Bewuchs bildet. Zur Umsetzung dieses Ansatzes fehlte bislang eine Untersuchung, die sich mit der Feststellung eines derartigen Grenzniveaus der mikrobiellen Bewuchsneigung beschäftigt.
Ziel dieser Arbeit war es daher, eine neue methodische Herangehensweise zur Entwicklung einer Kenngröße zu bestimmen, ab dem an beliebig ausgerichteten und beliebig aufgebauten Außenwandoberflächen mit einem potentiellen Bewuchs zu rechnen ist. Dieser neue Kennwert sollte möglichst als Einzahlwert alle potentiellen baulichen und standortabhängigen Einflüsse bewerten und für die Beurteilung und Bemessung anwendbar sein. In der Arbeit wurde dieser Kennwert als Oberflächenfeuchteintensität t´w eingeführt
Zur Ableitung des Kennwerts wurden rechnerisch/phänomenologische Langzeituntersuchungen mit einer Datenerfassung über mehrere Jahre an mikrobiell bewachsenen Gebäuden und Bereichen durchgeführt. Hierbei wurden insbesondere solche Testflächen ausgewählt, bei denen bewachsene und unbewachsene Bereiche dicht beieinander liegen. Diese Untersuchungen wurden an bestehenden Wandaufbauten in-situ durchgeführt.
Darüber hinaus wurde ein neuer Teststand in Würfelform entwickelt, der durch seine Aufstellung im Freien unter realen Randbedingungen bewittert wurde. Durch eine Variation der Wandaufbauten mit Abbildung von konstruktiven Extremwerten zur Dämmstoff- und Putzdicke wurden unterschiedliche Feuchteniveaus auf der Oberfläche generiert. Auf den jeweils in die Haupthimmelsrichtungen ausgerichteten Oberflächen wird so sicher ein kritischer Bewuchsbereich innerhalb der Testfläche provoziert. Die Entwicklung des Bewuchses wurde im Rahmen dieser Arbeit über 2,5 Jahre beobachtet.
Am neu entwickelten Teststand war die natürlich auftretende Häufigkeit von flüssigem Wasser (Tau- und Regenwasser) als charakterisierende Einflussgröße besonders wichtig. Durch die bislang verfügbaren Messmethoden kann Oberflächenfeuchte jedoch nicht ohne Beeinflussung der eigentlichen Oberfläche bestimmt werden. Aus diesem Grund wurde ein neuartiges Messsystem zur minimal invasiven Bestimmung von flüssigem Wasser durch die Methode eines von außen zu beobachtenden Farbindikators entwickelt und zur Erfassung von Messdaten angewandt.
Zur numerischen Berechnung der Oberflächenfeuchtigkeit wurden instationäre, gekoppelte Wärme- und Feuchtefeldberechnungen mit dem Programmsystem WUFI durchgeführt. Hierbei wurde mit Hilfe einer Erweiterung des Ursprungs-Außenwandmodells um eine fiktive Oberflächenschicht eine Berechnung des an der Außenoberfläche vorhandenen Wassergehaltes möglich.
Mit Hilfe der Daten aus den Labor- und Freifeldversuchen und des speziell zur Detektion von Oberflächenwasser entwickelten Messsystems wurde das Berechnungsmodell erfolgreich validiert und die Anwendbarkeit für die Untersuchungsaufgabe nachgewiesen.
Mit diesem hygrothermischen Berechnungsmodell wurde das komplexe Feuchteverhalten der untersuchten Fassaden unter Berücksichtigung mikro-/lokalklimatischer Einflussgrößen (z.B. Verschattung, Wind, Einschränkung des Sichtfelds zum Himmel durch Bäume und umliegende Gebäude) simuliert und mit dem Fokus auf die neue Kenngröße Oberflächenfeuchteintensität ausgewertet.
Die Berechnungen zeigten, dass sich für alle untersuchten Außenwandoberflächen ein charakteristischer Verlauf des Feuchteanfalls in den Monaten September bis Januar einstellt und dieser Zeitraum mit der mikrobiellen Hauptwachstumszeit zusammenfällt.
Die neue Kenngröße Oberflächenfeuchteintensität t´w,Sep-Jan beschreibt daher anschaulich die durchschnittliche Anzahl an Stunden pro Tag, in denen über einen Zeitraum von ca. fünf Monaten (für mitteleuropäisches Klima von September bis Januar unter Berücksichtigung von Lokalklimaeffekten) frei verfügbares Wasser an der Oberfläche vorhanden sein muss, damit sich langfristig mikrobieller Bewuchs bildet. Die Anwendbarkeit dieser Kenngröße wurde über das sich mit der Untersuchungszeit eingestellte Bewuchsbild am Teststand belegt.
Als Ergebnis der Langzeitsimulationen (simulierte Zeitdauer 9 Jahre) an den realen Untersuchungsobjekten und dem Vergleich mit dem tatsächlich vorhanden mikrobiellen Bewuchsbild wurde in erster Näherung eine mögliche kritische Oberflächenfeuchteintensität von ca. t´w,Sep-Jan = 3 h/d bestimmt. Diese Zeitdauer des Feuchteanfalls in der Hauptwachstumsphase im Herbst und Winter wäre voraussichtlich ausreichend damit sich mikrobieller Bewuchs bilden kann. Unterhalb einer derartigen Grenze ist kein Bewuchs zu erwarten. Diese in erster Näherung als mögliche kritische Oberflächenfeuchtintensität angegebene Größe sollte durch weitere Studien an realen Objekten überprüft werden.
Zur praktischen Anwendbarkeit der neuen Beurteilungsmethodik wurden Variationsrechnungen durchgeführt, die es ermöglichen unterschiedliche Bauteilaufbauten im Zusammenhang mit der Feuchtebeanspruchung zu bewerten.
Verleihung des WTA-Preis 2020
Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA) verleiht jährlich den WTA-Preis für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Forschung und Praxis der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege.
Der diesjährige WTA-Preis wurde
Herrn Danny Linke B. Sc. Architektur
für seine Bachelorarbeit "Entwicklung der Brandprüfungen in Deutschland von 1879 bis 1925 zur brandschutztechnischen Beurteilung bestehender Bauteile"
verliehen.

Laudatio
Bei der Arbeit von Herrn Linke handelt es sich um eine wissenschaftliche Abhandlung mit außerordentlichem Praxisbezug hinsichtlich der brandschutztechnischen Leistungsfähigkeit bestehender Bauteile im historischen Gebäudebestand, insbesondere bei Baudenkmalen.
Die Aufgabenstellung ist dabei sowohl aus brandschutztechnischer als auch denkmalpflegerischer Sicht sinnvoll und von äußerst aktuellem Interesse. Die zeitliche Abgrenzung innerhalb der Aufgabenstellung zeugt von einer tiefen thematischen Auseinandersetzung und lässt sich mit der historischen Quellenlage begründen.
Der erfreulich kurze, aber dennoch vollkommen ausreichende einführende allgemeine Analyseteil zur Entwicklung baupolizeilicher Vorschriften leitet gekonnt in das Thema ein und führt konsequent zum Hauptteil der Arbeit.
Die Analyse historischer Brandprüfungen erfolgte detailliert und anhand nachzuvollziehender und ausführlich zitierter historischer Quellen. Sehr fleißig wurde dabei eine Vielzahl nur unübersichtlich veröffentlichter Brandprüfungsergebnisse zusammengetragen und diese der Fachwelt zur Diskussion gestellt.
Die durchaus sehr unterschiedlichen Gewichtungen innerhalb der Gliederungspunkte im Hauptteil sind offensichtlich der verfügbaren konkreten Datengrundlage geschuldet und weisen zugleich jeweils auf einen weiteren Forschungsbedarf hin. Die Argumentation zur brandschutztechnischen Leistungsfähigkeit ausgewählter Bauteile ist deswegen noch lückenhaft; dennoch gelang es, sehr umfangreiche Ermittlungen zu den ausgewählten historischen Bauteilen vorzunehmen.
Besonders erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die untersuchten Brandprüfungen von Eisenbetonbauten und die modellhaften Brand- und Rauchversuche in Linz und Wien der Jahre 1884/85 bzw. 1905 zur Bestimmung notwendiger Brandschutzmaßnahmen für Theaterbauten.
Die Ergebnisdiskussion im Kap. 5 spiegelt mit dem Bezug zur DIN 18009-1 den aktuellen Stand der Technik wider. Die festgestellten Korrelationen des Temperatur-Zeitverlaufs während der betrachteten Brandprüfungen vor der normativen Einführung der Einheits-Temperaturkurve in Deutschland zur vereinheitlichenden brandschutztechnischen Klassifikation von Bauteilen können zukünftig für eine ingenieurgemäße Bewertung bestehender Konstruktionen genutzt werden.
Die Stärken der Arbeit liegen somit in der detaillierten und bereits auch ansatzweise systematischen Zusammenstellung historischer Brandprüfungsergebnisse im angegebenen Zeitraum, die bisher in dieser Form noch nicht verfügbar ist, sowie in der Beschreibung des Standes der Brandprüfungen in der zweiten Hälfte des 19. bzw. zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Prof. Dr.-Ing. Gerd Geburtig
Fachgebiet Brandschutz an der Bauhaus-Universität Weimar
Kurzbeschreibung
DIN-Normen, Bauordnungen und die allgemein anerkannten Regeln der Technik
Das Bedürfnis der immer stärkeren Standardisierung der Rechtssysteme und Regularien besonders im Bauwesen stellt Baubeteiligte wie Architekten, Bauherren, ausführende Unternehmen etc. vor immer größere Herausforderung. Abweichungen von "der Regel" müssen strengstens dokumentiert und analysiert werden. Dieser fast schon überdimensionierte Paragrafenwahn scheint zwar aus theoretischer Sicht sinnvoll als lenkende Hand bei aktuellen (Neu-}Bauprojekten, aber gerade bei Vorhaben an Bestandsgebäuden erweisen sich solche Vorschriften eher als Hindernis.
Der Brandschutz bedient dabei einen im Bestand - besonders im Denkmal - eher unbeliebten Teil, da hier geforderte Maßnahmen dem allgemeinen Verständnis nach massiv in die Charakteristik der Bauwerksstruktur eingreifen. Eine individuelle Betrachtung der Notwendigkeit solcher Änderungen kann dabei helfen, überbewertete Erfordernisse zu minimieren und so einen Konsens der Parteien herbeizuführen. Die Begründungen dieser Entscheidungen basieren dabei auf Erfahrung und Fachwissen des Brandschutzkonzepterstellers bzw. -Prüfers. Die 2016 herausgebrachte DIN 18009-1 trägt nun maßgeblich dazu bei, den historischen Bestand möglichst originalgetreu zu belassen, indem sie ingenieurmethodisch begründet von gegenwärtigen Anforderungen abweichen lässt. Diese wissenschaftliche Arbeit soll nun mit der normativen Grundlage als Anwendungsgebiet Erkenntnisse über die brandschutztechnische Beschaffenheit historischer Bauteile liefern.
Verleihung des WTA-Preis 2019
Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA) verleiht jährlich den WTA-Preis für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Forschung und Praxis der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege.
Anlässlich der WTA-Tage 2019 wurde der diesjährige WTA-Preis
Herrn Lukas Berner M.Sc.
für seine Masterarbeit "Sitterbrücke in Appenzell - Zustandsanalyse und Erhaltungsmassnahmen"
verliehen.

Laudatio
Die im Jahre 1971 erstellte Sitterbrücke ist Teil der Umfahrungsstrasse Appenzell. Die Spannweite beträgt rund 33 m und die Breite ca. 17 m. Die Stahl-betonkonstruktion besteht aus drei vorgespannten Längsträgern, die mit der darüber liegenden Stahlbetonplatte monolithisch verbunden sind. Bei den Auflagern und in Feldmitte weist die Plattenbalkenbrücke zusätzlich versteifende Querträger auf. Die Auflagerachsen sind in einem Winkel von rund 70° zur Brückenlängsachse schief angeordnet. Im Jahre 1991 wurden Abdichtung und Belag sowie ein Fahrbahnübergang ersetzt. Aktuell weist die Brücke bei den Widerlagern Schäden in der Stahlbetonsubstanz, bei den Längsträgern Feuchtigkeitsspuren und beim Geländer Korrosion auf.
Im Rahmen seiner Masterarbeit erarbeitete Herr Lukas Berner basierend auf einem Aktenstudium ein ausführliches Untersuchungsprogramm, organisierte und koordinierte eigenständig die durchzuführenden Untersuchungen und führte mehrere Zustandsmessungen selbständig durch. Mit den erhobenen Zustands-daten und einer ausführlichen Tragsicherheitsanalyse beurteilte er den aktuellen Zustand der Brücke. Sie weist unter anderem Defizite bei den Querkraftwider-ständen der Längsträger sowie eine hohe Chloridkontamination der Widerlager auf. Sämtliche Daten der Brücke wurden in einer BIM-Datei digital erfasst. In einer letzten Phase befasste sich Herr Berner mit dem Instandsetzungs- und Verstärkungsprojekt der Brücke. Durch eine optimierte Verkleinerung der Brückenbreite können die Verstärkungsmassnahmen auf Eingriffe zur Erhöhung des Querkraftwiderstandes reduziert werden. Weiter sind die Erneuerung von Entwässerung, Abdichtung, Belag, Fahrbahnübergänge, Lager und Beleuchtung sowie eine Instandsetzung der Widerlager vorgesehen. Die Massnahmen wurden sowohl bezüglich Kosten und Termine analysiert und bewertet.
Herr Lukas Berner hat eine ausführliche und sehr sorgfältig durchgeführte Masterthesis abgelegt. Dabei ist er sehr zielorientiert, effizient und selbständig vorgegangen. Die Arbeit erfüllt höchste Ansprüche und bestätigt die hohe Professionalität des Absolvierenden.
Prof. Felix Wenk
Hochschule für Technik Rapperswil
Verleihung des WTA-Preis 2018
Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA) verleiht jährlich den WTA-Preis für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Forschung und Praxis der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege.
Anlässlich der WTA-Tage 2018 wurde der diesjährige WTA-Preis an das
Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V.
verliehen.
Die WTA International übergibt den Preis in Anerkennung und Würdigung des außergewöhnlichen Engagements in der Ausbildung und in der beruflichen Wissensvermittlung von energieeffizienter und ressourcenschonender Sanierung von historischen Fachwerkbauten, in denen die Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung in äußerst gelungener Weise in die Praxis überführt werden.
Am 29. November 2002 wurde das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg in der UNESCO - Weltkulturerbestadt als Trägerverein der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Quedlinburg neu gegründet.
Der Verein hat sich zur Aufgabe gestellt, den Ressourcen schonenden, energieeffizienten und energetischen Umgang mit historischer Fachwerksubstanz zu fördern und hierüber umweltbewusst und ökologisch Denkmäler zu schützen. Die Umsetzung dieses An-spruches geschieht über:
- Einsatz traditioneller Handwerkstechniken
- Größtmöglicher Erhalt der vorhandenen Substanz
- Zweitverwendung von Baumaterialien
- Einsatz ökologischer Materialien (u.a. Holz, Lehm, Stroh, Hanf)
- Forschungsprojekte zu ökologischen Werkstoffen
- Begleitmessungen


Bauforschung
Ein Schwerpunkt des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg e.V. bildet die baugeschichtliche Untersuchung und Dokumentation bedeutender Baudenkmäler des Landes Sachsen-Anhalt.
Ziel der Forschung ist es, für denkmalrelevante Häuser eine Dokumentation anzulegen, welche die Geschichte eines Hauses - die ursprüngliche Konstruktion und spätere bauliche Veränderungen erfasst sowie Bauschäden und Nutzungsmängel diagnostiziert, um Verluste der historischen Bausubstanz in Folge von Sanierungsarbeiten zu reduzieren.
Einen Auszug aus den Bauforschungsprojekten der letzten Jahre finden Sie auf der Homepage des Fachwerkzentrums.

Bauprojekte
In der Vereinigung des gesammelten Fachwissens aller beteiligter Fachplaner in der integrativen Planung, können für jeden Aspekt der Planung der Instandsetzungsmaßnahmen die individuell angepassten Lösungen gesucht und gefunden werden. Durch den Austausch von Fachwissen und die intensive Zusammenarbeit werden somit die am meisten Ressourcen schonenden, effizientesten, ökologischsten und am meisten denkmalgerechten Ergebnisse erarbeitet und umgesetzt.
Einen Auszug aus den Bauprojekten finden Sie auf der Homepage des Fachwerkzentrums.

Seminare
Die verschiedenen Angebote in den Seminaren sind ebenfalls seit langer Zeit fester Bestandteil der Bildungsaufgabe des Fachwerkzentrums. Die Seminar- und Qualifizierungsangebote eignen sich für Handwerker, Institutionen, Planer und Studenten, Lehrlinge, Jugendbauhüttler und Bundesfreiwillige und Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer. Weitere Informationen zu den Seminaren finden Sie auf der Homepage des Fachwerkzentrums.

Integrativer Ort BauDENKMAL
Sharing Heritage - Sharing Work - Sharing Community
Das Fachwerkzentrum arbeitet seit über 15 Jahren an der nachhaltigen Restaurierung von Kulturbauten – als authentische Zeugnisse der europäischen gebauten Geschichte.
Die Praxisarbeiten und Seminare finden an national wertvollen Kulturgütern in Sachsen-Anhalt statt. Beispielhaft dafür steht u.a. der Bunte Hof in Osterwieck.
Weitere Projekte und Informationen hierzu finden Sie auf der Homepage des Fachwerkzentrums.

Verleihung des WTA-Preis 2017
Die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. (WTA) verleiht jährlich den WTA-Preis für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Forschung und Praxis der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege.
Anlässlich der WTA-Tage 2017 wurde der diesjährige WTA-Preis
Frau ir. Lida Barou für ihre Masterarbeit "Transparent Restoration"
verliehen.
In einer Kurzpräsentation stellte Frau Barou die Schwerpunkte ihrer Arbeit vor.
Die vollständige Arbeit wurde auf den Seiten der TU Delft veröffentlicht.
Abstract
This research investigates the application of structural glass in restoration and conservation practices in order to highlight and safeguard our built heritage; a distinguishable, yet discreet approach. Current restoration treatments with traditional materials bear the risk of conjecture between original and new elements, while the ambition to enhance the structural integrity of the endangered structures, often results in visually invasive and irreversible solutions that can impair the authentic image of the monuments. In this context, glass could be the answer to this on-going debate between restoring and preserving, a promising restoration solution able, on the one hand to consolidate the historic buildings and on the other hand to reveal their stratification. The transparency of glass enables the simultaneous perception of both the original and ruinous state of the monument, giving a material and immaterial appearance that relates the structure to both the past and the present setting.
As a case study, the research focuses on the design of a novel glass addition in the degraded façade of an old tower in Greece. The innovative contribution of this restoration approach lies in the development of a completely reversible system, complying with the conservation guidelines suggested by the Venice Charter. To avoid any permanent bonding between the two structures, dry connections are proposed between glass and the historic matter. Solid cast glass units are suggested, in respect to the existing construction technique and aesthetics of the original limestone masonry, to reinforce the monument by replacing the missing parts. To ensure the overall stability of the façade, the cast glass units follow an interlocking geometry sparing the necessity of permanent, adhesive connections. Moreover, the high stiffness and compressive strength of glass result in a lightweight glass wall of minimal thickness that ensures the desired structural consolidation without burdening the monument.
Different interlocking systems have been explored to conclude to the optimum shape. As a proof of concept, the interlocking units have been cast in the TU Delft Lab and a small prototype has been made. The aesthetic value of this solid cast glass interlocking masonry is articulated with glass elements resembling to the original stone texture, while at the same time allowing for the perception of the surroundings. To evaluate the degree of cooperation of the units, testing in shear has been performed, manifesting the potential of the system as a compatible and elegant design tool for the preservation of our heritage.



